Die Faszination einer Eintages-Radrundfahrt mit einem innovativen und spannenden Marathon-Konzept!
Mike Reiß berichtet in seinem neuesten Blogpost über die Highlights des Bike-Events SoS.
Erlaubt mir ein paar einleitende Worte.
Worin besteht eigentlich der wahre Sinn des Lebens? Geht es darum, immer den einfachsten und schnellsten Weg zu wählen? Geht es darum, in seiner Komfortzone zu bleiben und sich dort gut und sicher zu fühlen? Die Dinge zu tun, die man schon immer getan hat. Das Leben zu leben, das man schon immer gelebt hat. Oder geht es darum, sich Ziele zu setzen, die weit außerhalb der Komfortzone liegen? Ziele, die einem Angst machen, weil sie so groß sind, dass man sich nicht einmal traut, davon zu träumen… aber trotzdem ständig daran denken muss, auch wenn andere einen vielleicht für verrückt halten. Was ist deine Antwort darauf? Ich habe meine gefunden…
Nach meinem zweiten Ironman in Hamburg dieses Jahr hatte ich mir schon lange vorgenommen, die 200 km zu knacken. Aber ohne Druck… Dann habe ich vom „Shades of Speed“ gelesen.
Marcus Burghardt (ehemaliger Profi) präsentiert mit SHADES OF SPEED eine Eintages-Radrundfahrt
mit vier unterschiedlichen Streckenlängen – und jeder Menge Höhenmeter (60-550/120-1000/155-1400/205-2100/275-3800).
Ein Jedermann-Event für alle Alters- und Leistungsklassen, für Radsportbegeisterte vom Anfänger bis zum Halbprofi.
Auf fünf unterschiedlichen Distanzen führen die Strecken die Teilnehmer durch das wunderschöne Chiemgau in Oberbayern, vorbei am „Bayrischen Meer“, dem Chiemsee, sowie über atemberaubende Passstraßen der bayrischen Voralpen.
Vom Anfänger bis zum Halbprofi kommen hier sportlich alle voll auf ihre Kosten und werden kulinarisch von Spitzen- und Sterneköchen verwöhnt.
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Ich habe mich für „DIE.LANGE“ entschieden: 205 km / 2100 HM!
Das erste Mal über 200 km und über 2000 Höhenmeter.
Am Samstag, einen Tag vor dem Event, ist die Anreise.
Nach einer 6-stündigen Autobahn-Odyssee (Ferien in allen Bundesländern – außer Bayern) hole ich die Startunterlagen am Eventgelände ab. Start und Ziel befinden sich bei einem Autohaus in Kolbermoor bei Rosenheim. Es wird noch aufgebaut und viele Helfer wuseln herum, um die letzten Dinge fertigzustellen. Es gibt noch nicht viel zu sehen. Die Ausgabe der Startunterlagen verläuft ruhig und gut organisiert. Ich erhalte meine Startnummer, eine Radflasche und das Teilnehmerbändchen (ohne das gibt es keine Verpflegung). Dann geht es zurück ins Hotel. Ich habe mich für das „Veranstaltungs-Hotel“ (in Kooperation mit SoS) entschieden, das nur 10 Minuten mit dem Auto entfernt ist. Es ist modern, die Zimmer sind schön, es gibt eine Tiefgarage und die Preise sind fair – es gibt nichts zu meckern.
Am Sonntag
klingelt um 05.00 Uhr der Wecker.
Das Aufstehen fällt etwas schwer und die Aufregung ist langsam spürbar. Ich ziehe die Kleidung an, die ich am Vorabend bereits zurechtgelegt habe, und überprüfe noch einmal mein Fahrrad (Luft, Fahrradcomputer…).
Alles ist da, alles ist aufgeladen – also los.
Um 06.00 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Start.
Auf den Straßen ist es ruhig – nur ein paar Gleichgesinnte, die den Weg zum Start oder zum dazugehörigen Parkplatz suchen. Der Parkplatz (Toom-Baumarkt) ist nur wenige Meter vom Eventgelände entfernt. Ich erledige noch letzte Handgriffe am Rad und ziehe meine noch nicht angelegte Radbekleidung an. Ich werfe noch einen kurzen Blick auf den Wetterbericht und entscheide mich nur für Armlinge. Es besteht die Möglichkeit, bei Kilometer 80 in Waging die nicht benötigte Kleidung abzugeben, die dann zum Ziel gebracht wird. Aber der Wetterbreicht verspricht gutes und warmes Wetter – also sollten Armlinge genügen.
Dann geht es los zum Start.
Man hat die Möglichkeit, sich je nach geplanter Durchschnittsgeschwindigkeit einzureihen (25/27/30 km/h).
Ich entscheide mich dafür, es ruhig anzugehen und wähle die 25 km/h Gruppe.
Zusammen mit 11 anderen Fahrern starten wir von einer Rampe aus (wie bei der Tour de France).
Es dauert ein paar Kilometer, bis sich das Feld sortiert hat.
Dann fahren wir schön im Kreis – hier sind keine Anfänger am Start.
1. Station Bad Endorf
Bereits bei Kilometer 12 der erste Rückschlag – mein hinterer Reifen ist platt.
Während meine Mitstreiter davonziehen und ich minutenlang fluche, muss ich den Schlauch wechseln. Zum Glück ist das das Einzige, was ich selbst hinbekomme – Hilfe ist sowieso nicht in Sicht. Also nehme ich den alten Schlauch raus, setze einen neuen ein und fülle ihn mit Hilfe einer CO2-Kartusche wieder auf. Es hat eigentlich gut geklappt, aber es fühlt sich an, als wäre zu wenig Luft drin. Es hilft nichts, es muss bis zur ersten Station (bei Kilometer 30) halten. Und das tut es!
Als ich bei der ersten Station in Bad Endorf ankomme, suche ich erstmal schnell eine Pumpe. Es fehlten gute 2 Bar. Ich hoffe, dass es jetzt hält. An der Station gibt es Bircher-Müsli und frisches Obst. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es weiter.
Meistens fahre ich alleine, um mein eigenes Tempo fahren zu können. In den Gruppen ist es mir zu unruhig. Bis hierhin halten sich die Höhenmeter noch in Grenzen. Es geht wellig weiter in Richtung nächster Station.
2. Golfclub Chieming
Die nächste Station wartet bei Kilometer 61 in Chieming, genauer gesagt beim Golfclub Chieming.
Während die Schönen und Reichen dort ihren Abschlag üben und sichtlich überrascht von den komischen Leuten in bunten Klamotten sind, erwarten mich leckere Bocadillos mit Schinken. Ich stärke mich kurz, fülle meine Radflaschen auf und setze meine Fahrt fort.
3. Station Waging
Die Strecke führt immer wieder durch herrliche Landschaften mit Alpenpanorama – einfach wunderschön.
Das Wetter wird immer besser und wärmer. Die Armlinge habe ich schon lange verstaut. Ich fahre im immer gleichen Takt weiter – rauf, runter, rauf, runter. Ich sammle kontinuierlich Höhenmeter, aber ohne große Steigungen.
Bei Kilometer 80 in Waging erreiche ich die nächste Station. Bis hierhin läuft alles super – ein Durchschnittstempo von 28 km/h bei etwa 700 Höhenmetern ist völlig in Ordnung.
Leider ist die Verpflegung etwas enttäuschend. Es war eine „Eis-Station“ angekündigt, aber es gab nur „Lutschfinger“ aus dem Karton. Da hatte ich mehr erwartet. Nach einer kurzen Stärkung und dem Auffüllen meiner Flaschen geht es weiter.
Langsam wird es hügeliger und anstrengender.
4. Station Piding
Es geht weiter nach Piding (Kilometer 110) zur nächsten Station.
Nichts Besonderes. Es gibt Melone, Riegel und Getränke. Ab jetzt geht es nur noch bergauf. Über Bad Reichenhall fahren wir auf die Deutsche Alpenstraße. Ab hier geht es etwa 20 Kilometer lang nur bergauf. Es ist nie wirklich steil, aber immer bergauf. Nach einer kurzen Abfahrt wartet bei Kilometer 145 (Adelholzen) die nächste Station.
5. Station Siegsdorf
Inzwischen haben wir fast 1.500 Höhenmeter erreicht.
Ich muss auf die versprochene Pizza verzichten, da das Personal hier völlig überfordert ist mit der Menge an Fahrern. Eine Wartezeit von etwa 30 Minuten war mir einfach zu lang.
Langsam machen sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Meine Beine werden schwer. Die Höhenmeter machen mir langsam zu schaffen. Dann kommen die ersten wirklich steilen Anstiege. Bis zu 20 % Steigung. Wer hier absteigt, muss schieben. Es gibt keine Chance, wieder auf das Rad zu kommen. Bei fast 30 Grad ist das wirklich brutal. Hinzu kommt der wahnsinnige Verkehr am und um den Chiemsee an einem sonnigen Sonntagmittag – das macht keinen Spaß, hier mit dem Rad zu fahren.
Die nächste und letzte Station bei Kilometer 175 erwarte ich schon sehnsüchtig – 1800 Höhenmeter sind geschafft.
Ich bin erschöpft. Meine Beine schmerzen, die Muskeln brennen. Mein rechtes Knie macht Probleme. Es wird hart. Zunächst müssen wir jedoch noch etwa 100 Höhenmeter zurücklegen, bis wir in Siegsdorf auf einem Bauernhof ankommen.
6. Station Bernau
Das Highlight der Tour!
Käsespätzle mit bayrischer Live-Peitschen-Musik. Sehr cool! Nachdem ich mich gestärkt hatte, galt es nun den Anstieg noch zu bewältigen. Nach der Station ging es nochmal 100 Höhenmeter bergauf. Wieder ein Anstieg von fast 20 %.
Auf der folgenden etwas holprigen Abfahrt hatte ich einen kurzen Schockmoment. Bei einer Bodenwelle hat sich meine Kette verabschiedet. Zum Glück konnte ich sie mit ein paar Handgriffen wieder richten.
Jetzt waren es nur noch etwa 20 Kilometer, mehr oder weniger flach, bis zum Ziel. Es wartete noch ein Hindernis auf uns. Mitten auf einem Radweg durch einen Wald stand eine Herde Kühe, die gerade von der Weide getrieben wurde. Das sorgte für einen amüsanten Moment… Zu diesem Zeitpunkt schmerzte mein Knie immer mehr und meine Kraft ließ nach. Jetzt hieß es nur noch bis zum Ziel durchhalten. Die letzten Kilometer zogen sich…
Dann musste ich noch einmal abbiegen und das Ziel war in Sicht.
Nach einer recht unspektakulären Zieldurchfahrt – es gab einfach nichts außer einer weißen Linie – hatte ich es geschafft.
Es gab eine Medaille und ein Goodie-Bag.
In Zahlen ausgedrückt:
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207 Kilometer
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2.135 Höhenmeter
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Durchschnittstempo von knapp 27 km/h.
Fazit
Das Wichtigste ist, dass ich die Tour ohne Stürze oder größere Probleme geschafft habe und mit meiner Leistung sehr zufrieden bin.
Die Strecke war phänomenal. Das Panorama und die Aussicht auf die Seen, Burgen usw., die kleinen Alpenstraßen und die gut organisierte Strecke waren wirklich super.
Das Konzept mit den Verpflegungsstellen alle 30 Kilometer war für mich großartig und gut umgesetzt. Allerdings hatte ich mir nach den großen Ankündigungen mit den Sterneköchen deutlich mehr erwartet. Das Bircher-Müsli aus dem Supermarkt, die Pizza mit einer Wartezeit von bis zu 30 Minuten und das negative Highlight, dass es am Ziel keine Verpflegung gab (kein Wasser – nichts) und der Pulled-Pork-Burger als Belohnung in der Größe eines Partybrötchens – da hätte mehr kommen können.
Mein Fazit ist gemischt. Stehen die Startgebühr (ca. 100 €), der Aufwand mit Anreise (ca. 350 km), Übernachtung (ca. 200 €) usw. im Verhältnis zu dem, was geboten wurde? Das kann ich nicht wirklich beantworten, auch weil es meine erste Radveranstaltung war.
Zu guter Letzt möchte ich mich herzlich bei Sportshot.de bedanken, dass sie unsere Eindrücke und Erinnerungen an das SoS-Event in so beeindruckenden Bildern festgehalten haben. Dank ihrer großartigen Arbeit können wir diese besonderen Momente immer wieder Revue passieren lassen.
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